Die Bildserie Colatio entsteht seit Jahresbeginn 2007 parallel zur Gestaltung eines Kreisverkehrs in Slovenj Gradec, bei welchem das Thema durch die Stadtgemeinde Slovenj Gradec vorgegeben wurde:
Am Ort der jetzigen Kreuzung befand sich einst die Römersiedlung Colatio. Es galt, ein Zeitzeugnis zu formulieren, welches die Geschichte des Ortes mit zeitgenössischen Mitteln zum Ausdruck brachte. In der Folge entstand ein Metallobjekt, bei welchem historische Fundstücke quasi als Negativzeichnung durch Ausschneiden ihrer Umrisse zitiert wurden. Die Einweihung des Objektes fand im Sommer 2007 statt.
Colatio wurde für mich zum Synonym für den Zeitfluß, für Zeitschichtungen, in welchen die Vergangenheit in der Gegenwart (nach)wirkt. Die Alltagskultur und Ästhetik der westlichen Welt basieren zu einem guten Teil auf römischen Fundamenten.
Und noch eine Anekdote: die slowenische Bezeichnung für das Jauntal, in welchem ich lebe, lautet „Podjuna“. Ins Deutsche übersetzt heißt das „unter der Juno“ - die Juno aber ist die höchste römische weibliche Gottheit. Also sind die Jauntaler immer noch Römer.
Unterschiedlich strukturierte, geteilte Leinwände als Sinnbild für das Davor, Jetzt, Danach. Die verwendeten Symbole als Zitate römischer Fundstücke: Schiebeschlüssel, die in ihrer Form an stilisierte Stierköpfe erinnern. Umrisse erborstener keramischer Gegenstände. Zeichen aus den archäologischen Mappen des Dr. Hans Winkler (um 1900 in Slovenj Gradec tätig). Grundrisse, Ziffern, Ortsbezeichnungen. Der slowenische Terminus „Rimska cesta“ (s. Bild # 35, S. 5) steht in dieser Sprache nicht nicht für die „Römerstraße“ sondern bezeichnet auch die „Milchstraße“ - wodurch die Fundorte, Gräber und Gegenstände bezeichnenden Ziffern, auf den Himmel transferiert, durchaus als Bezeichnungen von Sternen lesbar werden. Oder so ähnlich. Aber sehen sie selbst.
Karl Vouk, 2007/10